Wie funktioniert das Laden an öffentlichen Ladesäulen in der Praxis?
Ich fahre meinen i3 jetzt fast ein Jahr und wir haben uns gut aneinander gewöhnt. Strom gibt es für den i3 ca 1x pro Woche (je nach Fahrprofil) – und zwar meist zu Hause am Stellplatz. Ab und zu lade ich auch beim Aldi, wenn der Parkplatz dort frei ist oder auch mal bei der Arbeit. Soweit so gut, aber es wird Zeit Neues auszuprobieren und den Aktionsradius zu erweitern. Schließlich kann es ja mal sein, dass ich eine weitere Strecke zurücklegen will. Also, auf geht’s!
1) Ladesäule finden
Der erste Schritt ist auf jeden Fall erstmal eine Ladesäule in Zielumgebung zu finden. Leider gibt es in Deutschland immer noch wenige Ladesäulen, daher muss man sich schon erstmal angucken, wo man genau parken muss, um laden zu können. Neben den verschiedenen Apps, gibt es auch etwas Offizielles: Die Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur. Die List aber ehrlich gesagt nur ein erster Start, nur 2 meiner 4 Ladepunkte sind hier verzeichnet.
Neben der Ladesäulenkarte helfen noch Vermittler wie ChargeNow (für BMW), newmotion oder schließlich Google. Gerade lokale Anbieter wie Parkhäuser findet man bei den Vermittlern selten. Insbesondere wenn man gratis laden kann. Die aus meiner Sicht beste Gesamübersicht gibt es aber im Forum GoingElectric – alle meine Ladepunkte sind da drauf!
Ladestation gefunden? Dann geht’s zum Tanken, pardon, Laden:
Gratis Laden
Ja, gratis laden gibt es immer noch und wird teilweise noch aktiv ausgebaut. Ein Megavorteil für Elektroautos, sowas gibt es für Verbrenner schlicht nicht. Mein bisher klassisches Gratisladen ist wie erwähnt beim Aldi. Aber wenn man weiter sucht, dann findet man mehr solcher Angebote. Zum Beispiel in Hanau. Dort ist das Laden in fast allen Parkhäusern des städtischen Anbieters gratis, man zahlt nur die normale Parkgebühr. Also Parkhaus ausgesucht, hingefahren und – tja, bei meinem Test waren 6 von 6 Parkplätzen mit Verbrennern besetzt… Nur dank meines Glücks und etwas Warten fuhr ein Wagen weg, sodass ich tatsächlich gratis per Typ 2-Stecker laden konnte.
Eine erste Erkenntnis ist, dass eine Ladesäule eben nicht frei sein muss – manchmal sogar von Verbrennern zugeparkt wird. Also bei längeren Strecken lieber früher als zu knapp nachtanken.
Die übliche öffentliche Ladesäule
Diese Ladesäulen stehen am Wegesrand, häufig schlicht und unauffällig. Bei vielen gibt es auch nur einen Stecker, keine Kabel. Mein Testweg führte mich zu einer innogy-Säule in Frankfurt.

Um diese Säulen nutzen zu können, braucht man folgendes:
- Typ 2 Kabel (der Mennekes-Stecker) – ich nutze meinen JuiceBooster 2
- Aktivierte Bezahlkarte bzw. App
Das Kabel haben vermutlich 90% der E-Auto-Fahrer. Beim Bezahlen wird es schon schwieriger. Entweder man hat direkt einen Vertrag mit dem Betreiber oder man kann die Ladesäule über Vermittler nutzen – ich habe mir dafür Karten von ChargeNow und newmotion zugelegt. Aber Achtung: Der Strom kostet nicht überall das gleiche!!! ChargeNow rechnet z.B. nach Zeit ab, newmotion nach kwh. Das kann ziemlich deutlich auseinanderfallen.
Ich habe mich bei der Säule oben entschieden per newmotion zu laden. Dafür musste ich in der App den Ladevorgang starten. Aber Moment… Die Ladesäule hat 2 Ausgänge – in der App muss ich mich für einen entscheiden. Also die Säule absuchen… unterhalb von der Steckdose an einem QR-Code stehen die gesuchten Zahlen. Dann also in der App die richtige Steckdose auswählen, auf Laden drücken – und Sekunden später ging es los. Bei Rückkehr zum Auto in der App den Ladevorgang beenden und schon kann ich abstöpseln. Easy!
Warum war die Säule frei? Nun, die Säule hat 2 Stellplätze, die die Stadt Frankfurt ausschließlich zum Laden von Elektroautos freigegeben hat. Da hat sich kein Verbrenner drauf getraut – das ist ja auch Sinn der Ladesäulenplätze.
Frankfurter Modell
Frankfurt ist schon innotiv. Und scheint Elektromobilität halbwegs zu fördern. In Frankfurt kann man nämlich noch einfacher im Parkhaus laden. Das kostet zwar Geld, aber ist preislich attraktiv und super einfach in der Abrechnung. Im Parkhaus steuert man die Ladestation (Säule möchte ich das nicht nennen – die Mainova nennt es Stromtankstelle) an und liest sein Parkticket ein. Abgerechnet wird pro angefangener Stunde und man zahlt einfach am Kassenautomat zusammen mit dem normalen Parkschein – super! Und bei meinem Versucht ca. halb so teuer wie newmotion über die innogy-Säule.

Wer genau schaut, sieht dass ich dafür sogar Ökostrom bekommen habe 🙂 Der einzige Nachteil aus meiner Sicht ist die Tatsache, dass es nur einen Typ 2-Stecker gibt, aber immerhin bietet die Station mehrere Stecker zur Auswahl.
Dieses Konzept sollte Schule machen, denn wenn ich sowieso im Parkhaus parke und zu Kasse muss, dann ist das Bezahlen so die einfachste und beste Lösung. Nur leider kann man das nicht überall erwarten.
Fazit
Das Ladesäulennetz ist weiterhin sehr löchrig und es gibt kaum gute Übersichten zu den Säulen. Und wenn man eine in der Nähe gefunden hat, dann muss man schauen, ob man sie überhaupt (technisch) bezahlen kann. Und dann muss sie noch frei sein. Trotzdem hat bei mir alles soweit geklappt. Ich bin bereit, das Experiment weiter auszudehnen, aber dafür muss ich die Stationen vorher durchplanen und jeweils Alternativen in petto haben. Das ist aufwändig – aber immerhin eine Lösung, wenn man sich mal weiter von daheim entfernt als die Reichweite an sich erlaubt.
Eine Antwort auf „Unterwegs mal laden – wie funktionieren Ladesäulen?“